Die Australopithecinen

 

Fossilfunde früher Hominiden aus dem Zeitraum der vermuteten Abspaltung vor etwa 7,5 Mio. Jahren und den ersten dokumentiertenfossilen Vormenschen sind äußerst spärlich. Gegen Ende des Pliozäns werden die Fossilfunde reichhaltiger. Diese etwa 3,5 Mio. Jahre alten Hominiden werden nach der ersten Fundstelle von Hadar in der Afarsenke als Australopithecus afarensis bezeichnet.

 

Es sind vor Allem 3 Merkmalskomplexe, die diese Fossilien zu Vormenschen machen.

 

1.)  die bipede* Fortbewegungsweise

2.)  die Beschaffenheit des Kauapparates

3.)  die Gehirnkapazität

 

1.)  Bipedie

Alle Skelettfunde zeigen eindeutig, dass Australopithecus afarensis auf 2 Beinen aufrecht ging. Entsprechende anatomische Anpassungen finden sich im gesamten Stütz- und Bewegungsapparat. Berühmt wurde in diesem Zusammenhang das Skelett einer vermutlich weiblichen Hominiden, die in Anlehnung an einen Song der Beatles den Namen „Lucy“ erhielt. Obwohl das Skelett nur zu 40% erhalten geblieben ist, sind das weitaus mehr Teile als bei irgendeinem vergleichbaren Fossil, insbesondere Knochen der unteren Extremitäten und ein Hüftbein, aus dem zusammen mit dem vollständigen Kreuzbein der komplette Beckengürtel rekonstruiert werden konnte.

Vergleich der Füße:

·        große Zehe (beim Menschenaffen Greiffuß) an die übrigen herangerückt

·        Fußwurzel im Vergleich zur Zehenlänge deutlich größer

·        Fußgewölbe vorhanden ® bessere Gewichtsverteilung

 

Vergleich der Schädel:

·        Hinterhauptsdolch mehr zur Schädelmitte verlagert

 

Trotzdem gibt es eine Reihe von Abweichungen zu den Verhältnissen beim modernen Menschen:

·        waren noch gute Kletterer ® Arme waren in Relation zu den Beinen deutlich länger

·        Zehenknocken waren wie die Fingerknochen gekrümmt

 

® Wir müssen uns also den aufrechten Gang des Australopithecus afarensis in leicht gebeugter Haltung vorstellen.

 

 

Die Fußabdrücke von Laetoli: Foto der Fußspuren                                     Rekonstruktion eines Fußabdrucks;                         Fußabdruck eines heutigen Menschen

                     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Australopithecus afarensis ist demnach durch ein Mosaik von ursprünglichen Merkmalen der Menschenaffen (Kletterer, Gehirnvolumen) und fortgeschrittenen Merkmalen des Menschen (aufrechter Gang, Kauapparat) charakterisiert.

 

Alles in Allem steht Australopithecus afarensis mit seiner Anatomie zwischen den Menschenaffen und den Menschen.

 

Hinzu kommt noch ein Merkmal, das indirekt auf das Sozialsystem dieser Hominiden schließen lässt. Aufgrund der Größenunterschiede der Funde vermuten die Wissenschaftler bei Australopithecus afarensis einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus: Die Weibchen waren nur wenig größer als 1,0 m und wogen etwa 30 kg; die Männchen dagegen brachten etwa 65 kg auf die Waage und waren mit über 1,50 m deutlich größer. Von den heutigen Menschenaffen ist bekannt, dass solche extremen Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tieren nur bei Arten mit Paarungssystemen vorkommen, bei denen Männchen um geschlechtsreife Weibchen konkurrieren, wie bei den polygenen* Gorillas oder den polygamen* Schimpansen. Bei monogamen* Arten, wie den asiatischen Gibbons, sind die erwachsenen Tiere fast nicht voneinander zu unterscheiden. Wenn diese Annahme zutrifft, dürfte das Verhalten von Australopithecus afarensis sehr dem der heutigen großen Menschenaffen geähnelt haben. Die Entwicklung der Hominiden begann mit Australopithecus afarensis, der für etwa 1 Mio. Jahre wahrscheinlich der einzige Vertreter dieser Gattung war. Vor etwa 3 Mio. Jahren wurde er in einer kleineren Radiation von weiteren Australopithecus-Arten abgelöst, die sich etwas vereinfacht in „grazile“ und „robuste“ Arten unterteilen lassen. Der bisher einzige Vertreter der grazilen Form, Australopithecus africanus, gefunden bei Sterkfontein und Makapansgat (Südafrika), ist kleiner und zierlicher. Der häufigste Vertreter der robusten Formen, Australopithecus robustus, zunächst gefunden bei Kromdraai und Swartkrans (Südafrika), danach auch in Ostafrika (als Australopithecus boisei bezeichnet), ist größer, schwerer und massiger gebaut. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Formen betreffen den Kauapparat und die damit zusammenhängenden funktionalen Anpassungen der Schädelanatomie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

AUFGABE 3:

Auf welche Unterschiede in der Ernährungsweise könnten die Unterschiede im Kauapparat zurückzuführen sein?

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